Unsere Findlinge

Maike Harrison Hulda Neumann Eros 06.07.00

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Irgendwie, aus welchen Gründen auch immer, haben wir in den letzten Jahren verstärkt Tiere gefunden, immer freiwillig, nie haben wir danach gesucht.
Im Sommer 96 fanden wir am Decksteiner Weiher unsere Maike, die völlig zutraulich auf meinen Arm hüpfte und sich nach Hause tragen ließ. Nach einer tierärztlichen Untersuchung (welches Tier kommt schon freiwillig wieder in die Gefangenschaft, wenn es einmal die Freiheit genossen hat, es sei denn, es ist krank) und 2 Wochen Quarantäne zog Maike zu unseren 4 Nymphen um, denen sie ab sofort sagte, wo die Haube wächst. Damit Maike nicht nur die Nymphen traktierte, kam im Dezember 96 Torsten dazu, ein schüchtener Jüngling aus den Niederlanden, der völlig in Maikes Bann geriet und seitdem für sie springt, sobald sie ruft. Maike ist so frech geworden, daß sie sogar Nele an den Schnurrbarthaaren zieht. Nele ist immer mit dabei, selbst wenn Maike zum Tierarzt muß, woraufhin unser Tierarzt Nele zur WTA -Wellensittich Technischen Assistentin- beförderte.

Eines schönes Sonntags im Juli 98 fuhren wir mit den Fahrrädern und Cockerline durch den Wald, als mein Mann auf etwas Rotes, am Boden Liegendes aufmerksam wurde, wir näherten uns und sahen ein Eichhörnchenbaby auf dem Waldboden liegen, das sich nicht bewegte. Also von den Rädern runter, Cocker festgehalten und erstmal geguckt. Die Augen des Eichhörnchens waren geschlossen, es atmete aber. Also habe ich meine Fahrradtasche zweckentfremdet und das Eichhörnchen vorsichtig reingelegt. Fahrradausflug abgebrochen, nach Hause und überlegt, was zu tun ist. Ich habe das Eichhörnchen dann in einem Notaquarium zwischengelagert, eine Wintermütze stellte das Nest dar. Dann haben wir verschiedene Institutionen angerufen, von denen wir dachten, wir bekämen Hilfe, aber

Nach langem Hin-und Herüberlegenfiel mir ein, dass ich in einer der Ausgaben von "Ein Herz für Tiere" mal was über eine Wildtieraufzuchtstation gelesen hatte. Das Findelkind in der Mütze hatte sich bisher weder bewegt noch die Augen geöffnet, es atmete aber immer noch. Also haben mein Mann und ich die alten Ausgaben der Zeitung wie verrückt gewälzt, bis wir die Meldung gefunden hatten. Auskunft angerufen, Nummer erhalten und gleich angerufen. Die nette Dame am Telefon machte mir wenig Hoffnung, empfahl mir aber, weiche Haferflocken in Wasser eingeweicht, mit Spritze einzuflössen. Gleichzeitig sollten wir ein Mittel aus der Apotheke gegen Durchfall eingeben. Gesagt, getan, mein Mann los zur Notapotheke und mit einem Durchfallmittel für Kinder zurückgehrt, aus der Nachbarschaft weiche Haferflocken geliehen und dann gefüttert. Die ersten Male waren ein furchtbarer Kampf, weil der Kleine nicht schlucken wollte. Wir haben es dann nur mit Wasser versucht, das ging besser. Ansonsten schlief das Hörnchen die ganze Zeit in der Mütze.
Am nächsten Tag bin ich mit dem Zwerg, den wir mittlerweile "Harrison" getauft hatten, zum Tierarzt gefahren, der stellte eine Halsentzündung fest und gab uns Antibiotika mit, um Harrison weiter zu behandeln. Gleichzeitig wurde Nele, die natürlich mit von der Partie war, zur ETA befördert (Eichhörnchen Technische Assistentin. Der Kleine hatte noch keine Zähne, war wahrscheinlich gerade 4 Wochen alt. Harrison bekam auch eine Vitaminspritze und weiterhin ins Trinkwasser Vitacombex, ein Vitaminpräparat, welches auch die Vögel erhalten. Noch eine Woche habe ich Harrison per Spritze gefüttert, ich hatte ihn jeden Tag in der Mütze im Notaquarium in einer grossen Tasche mit zur Arbeit, damit ich ihn alle 2 Stunden füttern konnte. Nach 2-3 Tagen wurde er beweglicher und fiepte, sobald er was zu futtern haben wollte. Wir haben ihn nach einer Woche in einen grossen Vogelbauer gesetzt, damit er sich besser bewegen konnte. Den haben wir dann nach 2 Wochen gegen einen Nagerkäfig ausgetauscht, damit er sich noch besser bewegen konnte. In einem dieser Nagerlaufräder hat er sich jeden Tag bewegt, ich find sie nicht gut, für diesen Zweck aber durchaus brauchbar, Harrison sollte ja sein Leben nicht im Käfig verbringen, sondern wieder auf die Natur vorbereitet werden. Dazu braucht es zwar keine Laufräder, aber kräftige Arm-und Beinmuskeln. Nach 2 Wochen Obst und Haferflocken waren die Zähnchen da, Harrison hat dann Streifenhörnchenfutter und Nüsse in Schalen bekommen und jede Menge Holz zum benagen.
Nach 4 Wochen war er soweit gewachsen und wieder hergestellt, dass ich ihm zwar schweren Herzens, aber wohl wissend, dass es das einzig Richtige ist, die Freiheit wiedergab. 2 Stunden war er noch im Garten, dann hatte er wohl seine wahre Bestimmung gefunden und verschwand. Ich sehe hier viele Hörnchen, vielleicht ist ja eins davon Harrison, ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute und eine Menge Nachkommen.


Das nächste Tier, das in unseren Haushalt fand, war Hulda Neumann , ein 200 gr. leichtes Igelkind. Anfang November 98 war schon nachts starker Frost und wir waren zu mehreren Spaziergängern und Hunden unterwegs, als einer der Hunde Hulda fand, die damals noch namenlos und apathisch unter einer Parkbank lag. Sofort wurde beschlossen, daß ich den Igel mitnehmen könnte, da wir ja eh viele Tiere haben. Gottseidank hatte jemand eine Plastiktüte mit, schaufelte das völlig regungslose Wesen da hinein und drückte mir die Tüte in die Hand. Da stand ich nun, mit Nele und Tüte und Igel und sah zu, dass ich nach Hause kam. Meine Hundebekannten hatten zwar jede Menge Tipps für mich, aber keineswegs die Neigung, sich des Tieres anzunehmen. Bisher hatte ich keine starke Beziehung zu Igeln und dachte auch nicht daran, diese zu vertiefen. Also nach Hause, Igel aus der Tüte in die rosa Kiste und ab zum Tierarzt. Nele, die natürlich immer mit dabei war, habe ich getrennt vom Igel gehalten eingedenk der Flöhe, die so ein Igel eventuell hat. Der Tierarzt war überrascht, als ich mit Hund und Igel da stand, wunderte sich aber über nichts, ernannte Nele zur ITA, sah sich den Igel sofort an, entflohte ihn und entfernte eine Zecke,gab ihm Mittel per Spritze gegen igelübliche Krankheiten (Lungen-und Herzwürmer) und eine Vitaminspritze und mir eine Dose Katzenfutter. Aha, wenn der Igel das mag, von mir aus. Leider mochte der Igel aber überhaupt nichts, weder Katzenfutter noch sonst irgendwas. In einer Internet Newsgroup fragte ich nach, was ich tun sollte, bekam viele gute Tipps, leider fruchtete keiner, Hulda Neumann nahm immer weiter ab, bis sie auf 180gr und ich in Panik war. Irgendwann schrieb ich mir mit einem Internetbekannten und der hatte endlich den richtigen Tipp, nämlich rohes, frisches Rinderhack. Ich bin Hartmut John heute noch dankbar dafür, er hat unserer Hulda das Leben gerettet. Nun frass sie endlich und wir konnten endlich nach 14 Tagen Bangen auf Hoffnung umsteigen. Auch der Speiseplan konnte erweitert werden, über gekochte Hühnerflügel- und beine über Ei, Dosenkatzenfutter und andere "Leckereien". Voller Überraschung stellte ich fest, dass Igel nicht nur irgendwelche Wildtiere sind, sondern sehr anziehende, charaktervolle Tiere. Hulda hatte mittlerweile einen geliehenen Meerschweinchenkäfig und ein Meerschweinchenholzhaus, einen gesunden Appetit und überhaupt kein Interesse daran, in Winterschlaf zu gehen. Dazu muss ich zu ihrer Verteidigung sagen, dass sie allerdings auch immer noch zu leicht für den Winterschlaf war, obwohl sie stetig zunahm, aber selbst 400gr. sind noch zu wenig. Auf dem Foto hat Hulda schon fast 1 kg und erkundet die Wohnung. Sie hatte einen Platz im Arbeitszimmer meines Mannes und oft hörte ich sie nachts im Zeitungspapier rascheln und das Holzhaus umdekorieren.
Sie hat dann Weihnachten im Nähzimmer meiner Schwiegermutter verbracht, was ihr gut gefiel (warm und ruhig), war die Sensation des Weihnachtsfestes, die Fahrten jeweils schlafenderweise auf meinem Schoss und war die ganzen Monate eigentlich ein ziemlich nettes Igelmädchen (anhand von Vergleichen in Büchern haben wir dies festgestellt). Auch irgendwann Mitte April war die Zeit mit Hulda vorbei, wir haben sie freigelassen, es tat mir leid, aber es ist nur richtig, wenn Wildtiere ihren Platz in der Natur wieder einnehmen. Huldas Geschichte ist hier noch nicht vorbei, aber das Weitere schreibe ich demnächst nieder.

Eros war nur etwas mehr als 24 h bei uns, grandiose 100 gr. schwer. Ich fand ihn nachmittags in der prallen Sonne Anfang Juli 00. Lag da so rum und atmete fürchterlich heftig. In meinen Händen habe ich ihn ins Haus geschafft, 'ne Dosis Antiflohspray verpasst und in einen Karton mit Huldas Häuschen gesetzt. Eros mußte so heißen, weil er mein Herz im Sturm eroberte. So ein süßer Igel, absolut zutraulich, er rollte sich kein bißchen ein, was ich nett fand, mich aber zu der Vermutung führte, dass es ihm nicht gut geht, weil sich der gemeine Igel doch eigentlich einrollt. Da ich ihn aufeinem Sonntag fand, war natürlich unser TA nicht zu erreichen, mit einem Nottierarzt und Wildtieren habe ich bereits einschlägige Erfahrungen gemacht, also habe ich gehofft, dass er die Nacht übersteht. Er hat sie bestens überstanden, eine ganze Dose Igelfutter leergemacht und war eigentlich Montag morgen guter Dinge. Unser Tierarzt war sehr angetan, daß Eros so fit war, hat den Zwerg entwurmt und geimpft und meinem Mann mit auf den Weg gegeben, dass Eros halt wieder raus kann. Montag abend haben wir ihn dann ziehen lassen, es tat mir sogar ein bisschen leid, aber letztendlich war ich heilefroh, dass ihm nichts Schlimmes fehlte und er seinen Geschäften, was immer so drei Wochen junge Igel für Geschäfte haben, in Ruhe wieder nachgehen konnte. Der Tierarzt war der Ansicht, dass es Eros' Biorhythmus völlig aus der Bahn geworfen hat, weil der Luftdruck so seltsam war und ein dickes Gewitter bevorstand. Vielleicht ein Sohn von unserer Hulda ? Wie dem auch sei, ich hoffe, er schafft sich genug Gewicht für den Winter, die besten Voraussetzungen hat er ja. Ich weiß nicht, ob Hulda plante, uns ihre ganze Verwandtschaft vorzustellen, aber davon in den nächsten Tagen mehr.

Mal schauen, welches Tier als nächstes bei uns einzieht, aber gerade zu den Wildtieren, die wir hochgepäppelt haben, möchte ich sagen, so niedlich und lieb sie auch ausschauen es sind Wildtiere und sie gehören dahin, wo sie herkommen, in die Natur. Sicher haben wir durch das Großziehen in die Natur eingegriffen, es ist sicherlich Natur, wenn immer mal Jungtiere sterben, aber ich kann nun mal nicht einfach daran vorbeigehen und so tun, als wenn ich es nicht sehe.